Die heißen Sommermonate stehen vor der Tür und die harte Arbeit wird durch die ansteigenden Temperaturen nicht angenehmer. Während in Büros die Klimaanlage für aushaltbare Temperaturen sorgt, bleibt dieser Luxus bei Bauarbeiten oder Arbeiten im Freien verwehrt: Kein Bauhandwerker, Gärtner, Straßenarbeiter oder Dachdecker kann von sich behaupten, in einer klimatisierten Umgebung arbeiten zu können. Professionelles Arbeitsmaterial ist dabei für extreme Bedingungen sehr wichtig.
Damit Sie trotz der Hitze in den Sommermonaten Ihre Arbeit leisten können, sollten Sie zusätzlich zum gewöhnlichen Arbeitsschutz zusätzliche Maßnahmen treffen, um Ihre Gesundheit während der Hitzewelle zu schützen. Wie Sie die Höchsttemperaturen bestmöglich ohne Unfälle überstehen und dabei gesund bleiben, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Gibt es hitzefrei auf dem Bau?
Schüler und Schülerinnen können sich im Sommer auf Lautsprecherdurchsagen freuen, die aufgrund der Temperaturen hitzefrei verkündet und der Weg nach Hause einleitet. Aber wie ist die rechtliche Regelung für die Arbeit auf dem Bau bei extremer Hitze?
Von Arbeitgebern wird lediglich verlangt, die Vorgaben des Arbeitsschutzgesetzes einzuhalten, diese sind jedoch äußerst schwammig formuliert und legen in § 4 Punkt 1 lediglich folgendes fest:
Eine Temperaturobergrenze besteht dementsprechend für die Arbeit im Freien nicht. Die möglichen Maßnahmen sind im Einzelfall vom Arbeitergeber abzuwägen und nicht rechtlich genau definiert.
Besonders weil es kein Gesetz gibt, das hitzefrei auf dem Bau oder der Arbeit im Freien vorschreibt, sollten Sie unsere Tipps beachten, um die Arbeit auf der Baustelle auch bei Höchsttemperaturen auszuhalten.
Tipp 1: Passen Sie Ihre Arbeitszeiten an
Die pralle Mittagssonne bringt auch den abgehärtesten Bauhandwerker endgültig ins Schwitzen. Wenn die Hitze für Dachdecker zusätzlich noch die Ziegel des Dachs auf 80 oder 90 °C aufheizt oder Straßenarbeiter mit 170 °C heißem Asphalt arbeiten müssen, bleibt kein Shirt trocken.
Auf diese Gegebenheiten sollte seitens der Arbeitgeber und Arbeitnehmer unbedingt reagiert werden. Dadurch kann Arbeit in der hohen Mittagshitze auf ein Minimum reduziert werden und Hitzeschläge oder Schwindelattacken bestmöglich vermieden werden.
Besonders schwere Arbeit sollte in der Mittagszeit vermieden werden. Dafür bietet es sich an, die gesamte Arbeitszeit anzupassen, um die frühen Morgen- oder späten Abendstunden mit angenehmeren Temperaturen zu nutzen.
Tipp 2: Passen Sie die Pausenzeiten an
Selbst wenn viele Personen den schweren Arbeitstag bei drückender Hitze lieber schneller hinter sich bekommen möchten, ist die Pause gerade bei Hitze extrem wichtig und sollte keinesfalls übersprungen werden, um sich früher in den Feierabend verabschieden zu können.
An besonders heißen Tagen sollte die Mittagspause sogar ausgedehnt werden, um die kritischsten Stunden mit starker Hitzeeinstrahlung zu überbrücken. Die Pause sollte dabei unbedingt im Schatten verbracht werden, um dem Körper wirkliche Regeneration zu ermöglichen.
Zudem sollten Sie über den Tag verteilt zusätzlich kurze Pause machen. Selbst zehn Minuten durchatmen kann bereits neue Kräfte freisetzen und die Arbeit erträglicher gestalten. Das lässt sich außerdem sehr gut mit einer möglichen Rotation für besonders körperliche Arbeiten verbinden.
Tipp 3: Wählen Sie die richtige Kleidung
Wer bei Hitze körperlich anstrengend arbeitet, der schwitzt. Das mag zu Beginn wie lästiges Beiwerk wirken, erfüllt aber einen wichtigen Zweck: Das Schwitzen fungiert als Klimaanlage des menschlichen Körpers. Durch die Verdunstung der Feuchtigkeit aus dem Stoff des Oberteils wird dem Körper wichtige Kühlung verschafft. Dadurch reguliert der Schweiß die körpereigene Temperatur und schützt so vor Hitzeschlägen.
Dabei ist auf die richtige Wahl des Oberteils zu achten: Ein schweres Baumwollhemd bietet sich bei hohen Temperaturen nicht an, selbst wenn die Möglichkeit die oberen Knöpfe öffnen zu können, verlockend wirkt. Auch ein zu enges Shirt, dass direkt auf der Haut aufliegt erweckt eher unangenehme Gefühle als eine kühlende Wirkung.
Stattdessen sollten Sie zu lockereren Funktionsshirts greifen. Kaufen Sie also ruhig eine Größe größer ein. Funktionsshirts saugen den Schweiß schnell auf und verteilen ihn über die gesamte Fläche des Oberteils. Dadurch wird ein ganzheitlicher Kühleffekt ermöglicht, ohne dass das Shirt auf der Haut klebt.
Wer auf der Baustelle keinen Schutzhelm tragen muss, sollte zudem zu einer Kopfbedeckung greifen, die den Kopf vor den Sonnenstrahlen und damit einem Hitzschlag schützt.
Außerdem muss auch bei Höchsttemperaturen auf den notwendigen Arbeitsschutz geachtet werden. Dementsprechend müssen beispielsweise Gärtner oder Förster auch in den Sommermonaten zur Schnittschutzhose greifen und auf der Baustelle sollten geschlossene Schuhe mit Stahlkappen eine Selbstverständlichkeit darstellen.
Tipp 4: Passen Sie Ihre Ernährung an
Beginnen wir mit dem wohl offensichtlichsten Tipp zur Ernährung im Hochsommer: Trinken Sie reichlich und häufig! Für einen Arbeitstag sollten Sie mindestens 2,5 Liter Flüssigkeit einplanen und auch jederzeit griffbereit haben. Wasser, Früchtetees oder Fruchtschorlen sollten dabei auf Ihrem Ernährungsplan stehen.
Beim Essen sollten Sie auf stark gewürzte und scharfe Speisen unbedingt verzichten, da diese den Körper noch mehr in Wallungen bringen und die Schweißproduktion weiter ankurbeln. Achten Sie stattdessen auf vitaminhaltige Snacks wie Obst oder frisches Gemüse, Salate, oder kalte Suppen, um den Körper nicht zu überfordern. Außerdem kann getrost etwas nachgesalzen werden, da mit dem Schweiß ebenfalls Salz verloren geht.
Als besonders kühlende Nahrungsmittel gelten Joghurt, Gurken, Tomaten, Zucchini und Wassermelonen.
Wenn möglich sollten Sie außerdem auf eine große Mahlzeit während der Arbeit verzichten und mehrere kleine Mahlzeiten einnehmen. Dadurch verhindern Sie ein übertriebenes Völlegefühl und Regenerationspausen wie die Mittagspause können für den Körper wirklich zum Erholen und nicht lediglich zum Verdauen genutzt werden.
Tipp 5: Schützen Sie sich vor UV-Strahlung
Nicht nur setzt die Hitze dem Körper allgemein zu, häufig wird zudem der Aspekt der UV-Strahlung deutlich unterschätzt. Kaum eine andere Berufsgruppe ist den Gefahren durch UV-Strahlung so sehr ausgesetzt wie Arbeitende auf dem Bau. Leider wenig überraschend kommt deshalb folgende Erkenntnis des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung: Weißer Hautkrebs ist die häufigste Berufskrankheit der Bauwirtschaft.
Aus kurzfristigem Sonnenbrand kann langfristig Hautkrebs entstehen. Sonnenschutz ist ein immens wichtiger Punkt, den es bei der Arbeit in den Sonnenmonaten zu beachten gilt. Der passende Sonnenschutz sollte zudem vom Arbeitgeber zur freien Verfügung gestellt werden. Besonders empfehlenswert ist dabei keine Sonnencreme, sondern UV-Schutz in Form von Sprays, da man diese auch mit schmutzigen Händen unkompliziert und schnell auftragen kann.
Für die schweißtreibenden Arbeiten auf der Baustelle sollte der Sonnenschutz mindestens Lichtschutzfaktor 30 aufweisen. Alle zwei Stunden sollten Sie die Creme bzw. das Spray erneut auftragen, um den Schutz bestmöglich zu gewährleisten.
Tipp 6: Nutzen Sie Erfrischungsmöglichkeiten
Die allgemeine körperliche Arbeit multipliziert sich mit der enormen Hitze und Sonneneinstrahlung vom Himmel zu enormer Anstrengung. Damit Sie die Zeit in den Sommermonaten möglichst ohne Gesundheitsschäden überstehen gibt es einige Methoden, die schnell und effektiv Abhilfe schaffen und den Körper erfrischen.
- Unterarmbäder: Kühlen Sie Ihren Körper ab, indem Sie Ihre Unterarme vollständig in kühles Wasser tauchen.
- Handgelenkabkühlung: Wenn eine Abkühlung durch ein Unterarmbad nicht möglich ist, kann bereits kaltes Wasser auf den Handgelenken Linderung verschaffen.
- Nasse Handtücher: Feuchten Sie einfach Handtücher an und tragen Sie diese auf Ihrem Kopf unter dem Schutzhelm. Das kühlt ab, schützt vor Hitzeschlag und dient als Nackenschutz gegen UV-Strahlung.
Fazit
Die Arbeit auf der Baustelle in den heißen Sommermonaten mit Höchsttemperaturen bringt nicht nur zusätzliche Anstrengungen mit sich, sondern kann Gefahren für den Körper bedeuten: Hitzeschläge, Schwindelattacken und Sonnenbrand sind leider keine Seltenheiten auf der Baustelle. Dem können Sie aber so gut wie möglich entgegenwirken.
Schwere körperliche Arbeiten sollten vor allem am frühen Morgen oder in den kühlen Abendstunden geleistet werden, eine Anpassung der Arbeitszeit ist also äußerst sinnvoll. Auch die Pausen sollte Sie bei Bedarf anpassen. Mit der richtigen Kleidung und Ernährung wird die Hitze zudem erträglicher. Erfrischungsmöglichkeiten und Schutz vor UV-Strahlung sollten außerdem auf jeder Baustelle verfügbar sein.
Achten Sie auf Ihre Kollegen und stellen Sie als Arbeitgeber Ihren Mitarbeitern die notwendigen Maßnahmen zur Verfügung, immerhin ist es die Pflicht des Arbeitgebers den Schutz der Gesundheit seiner Mitarbeiter zu maximieren, selbst wenn keine einheitliche Pflicht zur Hitzefreiheit besteht.